Welcome to Hell … ’s Museum
sagte die Dame am Empfangstresen des Höllenmuseums in Singapur und obwohl ich ja repetitive Phrasen aus meinem eigenen Broterwerb leidvoll kenne, war ich trotzdem spontan neidisch und dachte: Boah, das würde ich auch gern mal zu jedem Gast sagen, der das Haus betritt, in dem ich mich als Kartenkontrolleuse verdingt habe. Das hätte ich nie über, glaube ich.
Mein Besuch in dem großartigen Museum zu „Visions of
Death and the Afterlife“ hatte neben touristischer Vergnügungssucht auch Recherchegründe:
Tobias Reckermann hat – zum letzten Mal, wie er hartnäckig behauptet, ich hoffe
aber inständig, dass er seine Meinung noch ändern wird – zu einem
Anthologieprojekt für seinen White/Nighttrain aufgerufen. „Hellbound“ lautet
das Thema.
Also nichts wie hinein zu den zehn Gerichtshöfe der Hölle, in dem anhand von Dioramen der bürokratischen Seite des Nachlebens gehuldigt wird. Welche Strafe auf welches Vergehen steht wird äußerst plastisch dargestellt, die zuständigen Gerichtshöfe folgen einem strikten Zeitplan.
Bewacht wird der Eingang des Tunnels von zwei überlebensgroßen Figuren mit menschlichen Körpern, auf denen einmal ein Ochsenkopf und einmal ein Pferdegesicht sitzen. Diese beiden Kreaturen haben es mir besonders angetan und sind Bestandteil der Geschichte, an der ich gerade schreibe. „Rosemary’s Scabies“ lautet der Arbeitstitel. Seit längerer Zeit macht mir das Arbeiten richtig Spaß, vermutlich vor allem deshalb, weil es mir diesmal endlich wieder vergleichsweise leicht von der Hand geht.
Das Hell’s Museum befindet sich übrigens auf dem Gelände der Haw Par Villa, einem weitläufigen Gelände, auf dem es die unglaublichsten, extrem verrückten und skurrilen Figuren und Dioramen zu bestaunen gibt. Es seiner Einzigartigkeit gerecht werdend beschreiben zu wollen, bedürfte größeren erzählerischen Talents als meinem. Ihr müsst also selbst mal hin, wenn ihr in der Nähe seid. Das müsst ihr mir versprechen! Abgemacht?
Nicht mal die Mitarbeiterin des Museums konnte weiterhelfen, worum es sich hierbei handelt. Und genau das macht den Zauber von vielen Dioramen auf dem Gelände der Haw Par Villa aus. Die Kaninchen sind vermutlich die Bösen und die Ratten verfügen über ein gutes Sanitäswesen. Was es bedeutet? Entscheidet selbst.So, ich schreibe jetzt mal weiter an meiner Rosemary – habe seit Tagen einen Ohrwurm von Hubert Kah, Tanz bitte tanze tanze tanze mit mir, Rosemarie, duhu nur du, gern geschehen, den teile ich gern mit euch – und wenn es so weit ist und der White/Nighttrain sein (hoffentlich nicht!!!) letztes Druckerzeugnis herausbringt, sage ich natürlich Bescheid.
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