Internet-Fasten, Digital Detox,
Social Media-Knockdown im Lockdown
Im Laufe der vergangenen sagen
wir mal zehn Jahre habe ich mich immer mal wieder gefragt, warum es Menschen etwa
auf Facebook so wichtig ist, unter lärmendem Protest Gruppen zu verlassen oder ihre anstehende Social Media-Abstinenz zu verkünden. Ich dachte dann, wenn
ich überhaupt darüber nachdachte: Warum denn dies, wo es doch so einfach ist,
sich heimlich still und leise davonzustehlen und „mit den Füßen abzustimmen“?
Warum dieses Sich-Mitteilen-Müssen, das Getöse, das Drama, die
Selbstbeweihräucherung, die selbstoptimierte, durchatmete „Ich bin dann mal weg“-Attitüde?
Ich glaube, ich weiß jetzt, woran
das liegen könnte: Weil es viel schwieriger ist, etwas wahrzunehmen, das nicht
da ist als das, was sichtbar ist. Und weil niemand gern übersehen wird.
Frei nach dem Motto: Stell dir
vor, du bist im Social Media-Streik und keine Sau bemerkt’s. Das dann lieber
doch nicht, mag sich mancher denken. Oder spielt da sogar das diffuse Gefühl
eine Rolle, sich rechtfertigen zu müssen? Hat sich im Lockdown die Bereitschaft
verstärkt, jederzeit erreichbar zu sein? Wer im Home-Office sitzt oder Kurzarbeit
verordnet bekommen hat, dem/der gehen die Ausreden aus, warum er/sie gerade nicht
auf etwas reagieren kann. Und wenn man sich schon mit niemandem treffen kann,
was spricht dann gegen Kommunikation auf anderen Kanälen? Weil die reale Tür geschlossen
bleiben muss, zumindest die virtuelle immer einen Spaltbreit offen zu halten?
Das waren viele Fragezeichen hintereinander. Ich entschuldige mich dafür. Als Autorin
sollte ich wissen, dass das kein guter Stil ist. Ein Fragezeichen schleift das
andere ab, am Ende liegen sie funktionsuntüchtig und kraftlos am Boden wie
verlorene Mund/Nasen-Masken im Park.
Aber wo wir schon von kraftlos
sprechen: Ich bemerke zum ersten Mal nach knapp einem Jahr Corona jene Müdigkeit,
die schon so viele vor mir gespürt haben oder vielleicht exakt jetzt genauso
empfinden. Digitaler Überdruss pur. Und mir ist, als müsste ich meine Energie
in den lebenserhaltenden kreativen Kern zurückziehen. Um mir weiter Geschichten
auszudenken und sie aufzuschreiben. Soweit der Plan. Ohne viel Tamtam. Oder zumindest
mit wenig. Na, Ihr wisst schon.