Dienstag, 16. Februar 2021

Niemals nah, immer da

Internet-Fasten, Digital Detox, Social Media-Knockdown im Lockdown

 


Im Laufe der vergangenen sagen wir mal zehn Jahre habe ich mich immer mal wieder gefragt, warum es Menschen etwa auf Facebook so wichtig ist, unter lärmendem Protest Gruppen zu verlassen oder ihre anstehende Social Media-Abstinenz zu verkünden. Ich dachte dann, wenn ich überhaupt darüber nachdachte: Warum denn dies, wo es doch so einfach ist, sich heimlich still und leise davonzustehlen und „mit den Füßen abzustimmen“? Warum dieses Sich-Mitteilen-Müssen, das Getöse, das Drama, die Selbstbeweihräucherung, die selbstoptimierte, durchatmete „Ich bin dann mal weg“-Attitüde?

Ich glaube, ich weiß jetzt, woran das liegen könnte: Weil es viel schwieriger ist, etwas wahrzunehmen, das nicht da ist als das, was sichtbar ist. Und weil niemand gern übersehen wird.
Frei nach dem Motto: Stell dir vor, du bist im Social Media-Streik und keine Sau bemerkt’s. Das dann lieber doch nicht, mag sich mancher denken. Oder spielt da sogar das diffuse Gefühl eine Rolle, sich rechtfertigen zu müssen? Hat sich im Lockdown die Bereitschaft verstärkt, jederzeit erreichbar zu sein? Wer im Home-Office sitzt oder Kurzarbeit verordnet bekommen hat, dem/der gehen die Ausreden aus, warum er/sie gerade nicht auf etwas reagieren kann. Und wenn man sich schon mit niemandem treffen kann, was spricht dann gegen Kommunikation auf anderen Kanälen? Weil die reale Tür geschlossen bleiben muss, zumindest die virtuelle immer einen Spaltbreit offen zu halten? Das waren viele Fragezeichen hintereinander. Ich entschuldige mich dafür. Als Autorin sollte ich wissen, dass das kein guter Stil ist. Ein Fragezeichen schleift das andere ab, am Ende liegen sie funktionsuntüchtig und kraftlos am Boden wie verlorene Mund/Nasen-Masken im Park.
Aber wo wir schon von kraftlos sprechen: Ich bemerke zum ersten Mal nach knapp einem Jahr Corona jene Müdigkeit, die schon so viele vor mir gespürt haben oder vielleicht exakt jetzt genauso empfinden. Digitaler Überdruss pur. Und mir ist, als müsste ich meine Energie in den lebenserhaltenden kreativen Kern zurückziehen. Um mir weiter Geschichten auszudenken und sie aufzuschreiben. Soweit der Plan. Ohne viel Tamtam. Oder zumindest mit wenig. Na, Ihr wisst schon.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen