Gelegentlich wird man als
Autor*in mit der Aufgabe betraut, einen kurzen Informationstext über sich zu
verfassen, der dann später im Register eines Kurzgeschichtenbandes, oberhalb
des Klappentextes eines Romans oder auf einer Website zu stehen kommt. Und je
länger da über Formulierungen gebrütet und über sich selbst in der dritten Person
geschrieben wird, desto fremder wird man sich, finde ich. Und versucht lockerfluffig
gegen die Sinnfrage anzuschreiben: Wen zum Teufel soll das eigentlich
interessieren? Und: Benötigen denn ausgerechnet Autor*innen von ausgedachten Geschichten
irgendein Image? Wozu? Machen Alter, Geschlecht und biografische Daten und
flotte/markige/supercoole/extrasensitive Sprüche jemanden geeigneter oder
verzichtbarer beim Interesse an einer Geschichte oder der Kaufentscheidung?
Doch bevor ich marktschreierisch
in ein flammendes Plädoyer für „Reading without Prejudice“ ausbreche, will ich
mich an die eigene Nase fassen:
Warum scannt mein Katastrophentouristen-Reptiliengehirn
beim Lesen von Nachrichten nach biografischen Daten eines Täters und/oder
Opfers? Geschlecht, Alter, Beruf, Wohnort (und in den vergangenen Jahren leider
auch zum scheinbar unverzichtbaren Bestandteil medialer Berichterstattung
geworden: Herkunft und Religionszugehörigkeit). Um mein Leben und mich in Relation
zu setzen zu etwas, mit dem ich gar nicht in Verbindung stehe? Und wieso ist es
eigentlich interessant für mich, ob etwa ein*e Autor*in Dinge aus erster
Hand/Erfahrung weiß oder „lediglich“ gut recherchiert hat?
Die sehr interessante (und oft gestellte,
ich weiß) Frage ist: Welche Bewertungen würden wir rauslassen, wenn über den/die
Verfasser*in eines Buchs absolut nichts bekannt wäre? Fände ich schön. Aber ich
fürchte, daraus wird nichts. Deshalb hab ich ja auch eine Info zu mir geschrieben.
In der dritten Person. Ansonsten möchte ich lieber beim ich bleiben. Ihr und ich.
Ich und Du. Denn wenn ich auch nur noch eine Stunde länger hier dran hocke,
fange ich an, mich selbst zu siezen. Oder mir ausgedachte Adelstitel zu
verpassen. Oder eine absurde Erwerbsbiografie.
Mein Vater hat sich früher (wir hatten bis in die 90er
Jahre ein schwarzes Bakelit-Post-Telefon mit Wählscheibe, also selbst als es Rufnummernübertragung gab, kamen wir nicht in den Genuss davon) manchmal folgendermaßen
gemeldet: „Firma Not und Elend in Köln, was kann ich für Sie tun?“
Ich glaube, das sollte ich ab
jetzt auch häufiger mal machen, wenn ich eine Nummer nicht kenne. Und dann rede
ich mit dem Anrufer über mich in der dritten Person. Im Plural.
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