Freitag, 5. April 2024

Zwielicht 20

 Mein wunderschöner Supermarkt

Cover von Björn Ian Craig

 Nachdem ich in den letzten zwei – oh je, eher drei! – Jahren keinen Roman geschrieben habe und nur in kürzeren Formaten unterwegs war, ist es ja fast schon inflationär, dass ich schon wieder im neuen Zwielicht-Magazin vertreten bin. Aber da ich netterweise von Michael Schmidt angefragt wurde und ich Lust hatte, eine Idee zur Geschichte werden zu lassen, traf es sich gut. „Mein wunderschöner Supermarkt“ heißt der Text und handelt – da kommt ihr jetzt nie drauf! – von einem Supermarkt. Der allerdings nicht nur wunderschön ist und sich auf einer namenlosen kanarischen, fiktiven Avocado-Insel befindet. Wie auf den Schwesterinseln Teneriffa und La Palma gab es anscheinend auch dort ureinwohnende Guanchen, die geheimnisvolle Petroglyphen hinterließen und nach ihrem Tod mumifiziert und in Höhlen gelagert wurden, auf dass ihre Körper nie die Erde berührten. Wurde der Supermarkt also auf einer uralten Bestattungsstätte gebaut und giert nach Rache? Leider nein. Aber einen Text mit solchem Inhalt könnte ich ja dann einfach fürs nächste Zwielicht schreiben.

Die Geschichte beschäftigt sich mit Kunst, wie man aus Scheiße Gold macht (merda d’artista, Piero Manzoni), Harndrang (Fountain, Marcel Duchamp) und noch ein paar anderen Sachen, die ich natürlich nicht jetzt schon alle verraten kann. Denn vielleicht habt ihr ja Lust, das neue Zwielicht zu lesen. Weil es sich um ein Jubiläum handelt, gibt es das Buch diesmal zusätzlich als Hardcover und ansonsten, wie gewohnt, als Taschenbuch oder eBook.

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Viel Spaß beim Einkaufen und geht nicht verloren im Supermarkt, wie The Clash es 1979 besungen.





Freitag, 8. März 2024

The Shape of ...

 ... MURDER!


Es ist mir immer eine große Freude, in Thomas Hofmanns NEUEM STERN zu veröffentlichen. "The Shape of Murder" heißt die Geschichte um ein Sumpfmonster, das unter menschlichen Begierden zu leiden hat. Illustriert von Daniel Bechthold, mit dem ich die gemeinsame Idee umsetzen dufte.

Ein NEUER STERN (nicht nur) für Frauen



The Shape of Murder - ein Sumpf aus Begierden, Zierfischen und Latex



Mein Partner in Crime Daniel Bechthold und ich




Und hintendrauf: Werbung für Hermit, den Froschbarbar. Doch dazu demnächst mehr...


Freitag, 3. November 2023

Ach komm, was soll’s …

 … heute schreibe ich mal einen gefühlsduseligen Text

Nun ist dieses Internet für mich ja eigentlich kein Ort, an dem ich bevorzugt lamentieren und peinliche intime Bekenntnisse hinterlassen möchte. Wir sind alle mal scheißschrecklich krank, fühlen uns leb- und hoffnungslos und wissen nicht, wie wir’s überstehen sollen. Vermute ich. Also, dass es uns allen schon mal so ergangen ist. Falls nicht, liebe Leserin, lieber Leser, lächelnder Buddha oder freundlicher Ganesha, lass es mich wissen, dann möchte ich wenigstens mal kurz an dir rubbeln, damit etwas Glück auf mich abfärbt. Ich könnte es brauchen.

Vor etwas mehr als zwei Jahren hat es mich gesundheitlich und mental so ziemlich zerlegt. Und in den schwärzesten Stunden habe ich sehr gebangt, ob ich wohl je wieder etwas schreiben kann. Wenn alles in Fetzen hängt und Trauer trägt, ist das Nicht-Schreiben-Können ja eigentlich eher ein Kollateralschaden, doch je länger so ein Zustand währt, um so schwerer wird das Herz bei der Vorstellung: Zackbumm, Ende, das könnte es gewesen sein. Was du geschrieben hast, kannst du als Staubfänger in dein persönliches Mausoleum stellen, die letzten bereits einigermaßen fertigen Projekte abschließen und danach den eigenen Nachlass kuratieren. So fühlte es sich an.

Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich in dieser ganzen elenden Zeit über die Zusammenarbeit mit meiner Autorengruppe „Team Feuerernte“ war. Es hat mich tatsächlich als Autorin am Leben gehalten. Selbst als wenig ging, ging hier immer noch zumindest etwas. Eigene Texte überarbeiten, sich dann doch an Neues wagen, sich über die Geschichten der anderen austauschen, gucken, ob das löchrige Hirn nicht doch noch genug taugt, sich an Korrekturen und Einschätzungen zu wagen. Der Kontakt, die Wertschätzung und Unterstützung waren für mich unendlich wertvoll.

Jetzt sind sie also erschienen, die Metempsychosen, die zu dieser Zeit entstanden sind. Metempsychosen – Seelenwanderungen. Und außerdem für mich: Autorenseelenwahlverwandtschaften!



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Mittwoch, 18. Oktober 2023

Gebäude und Flugtiere

 

Monsieur Ortolan im Zwielicht

 

Es gibt Gebäude, die verwirren. In denen man den Orientierungssinn verliert oder sich auf einmal fremd in der Welt fühlt. Nackenhaare, die sich aufstellen, merkwürdige innerseismografische Gefühle, die uns anzeigen, dass da etwas nicht stimmt. Ob sich immer dann Unbehagen einstellt, wenn Räume sich unserer gewohnten Sichtweise entziehen, wenn wir ihre Form von außen und innen nicht direkt übereinander gelegt bekommen? In meiner soeben im Zwielicht 19 erschienenen Geschichte ist Monsieur Ortolan in einem unübersichtlichen Raum untergebracht, der nur durch Oberlichter etwas Tageslicht erhält. Ich empfinde Räume, in die ausschließlich von oben her Licht fällt, oft als unangenehm. Dabei ist es aber eigentlich immer so, dass ich mich erst in einem Raum nicht so recht wohl fühle und dann feststelle, aha, ach so, ja klar, Oberlichter, deshalb also. So hat sich vermutlich mein Unterbewusstsein eingeschaltet, als ich das Verlies für meinen Protagonisten Monsieur Ortolan entworfen habe, denn es ist mir gerade erst beim Blättern im Zwielicht-Magazin aufgefallen.

 „Die Art seiner Entführung wirkte einerseits professionell und nicht wie die Tat zusammengewürfelter Gelegenheitsbanditen, auf der anderen Seite erschien ihm die Art seiner Unterbringung allzu kurios und gab ständig neue Rätsel auf, ohne die alten zu beantworten. Er befand sich nämlich in einem ungewöhnlich hohen Raum – er hätte für so einen Anlass eher einen Keller erwartet – in den durch schmale Schlitze an der Decke Tageslicht einfiel.“

Ortolane (auch Gartenammern genannt) sind übrigens Zugvögel, denen zum Verhängnis wird, dass sie sich desorientiert in künstlicher Dunkelheit quasi selbst mästen. Doch damit soll es genug der Andeutungen sein, vielleicht hat ja der/die eine oder andere noch Lust zum Lesen. Ich freue mich jedenfalls sehr, mal wieder im Zwielicht vertreten zu sein.

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Erinnert sich noch wer an die Suchbilder für Kinder in der „Brigitte“? Auf denen der Zeichner eine kleine Maus versteckte, die man entdecken sollte? In diesem Sinne: Auf dem Cover hat Illustrator Björn Ian Craig eine kleine Fledermaus versteckt. Kannst du sie finden?



Samstag, 24. Juni 2023

Elas Omere

 

Neues Projekt mit André van Markow


Mit André van Markow spazieren oder durch eine Ausstellung zu gehen, verändert den Blick. Es entstehen Gespinste, Gedanken, Miniaturen. Ideen schießen wie Pilze aus dem Boden und manchmal ins Kraut. Es ist mir eine Freude, mit diesem hellen Kopf, begabten Autor und übersprudelnden Geist bekannt und unterwegs zu sein.
 
Und wer ist nun dieser geheimnisvolle Elas Omere?
Guckt gern vorbei, und erfahrt mehr!


Mittwoch, 12. April 2023

Hölle!


Welcome to Hell … s Museum

sagte die Dame am Empfangstresen des Höllenmuseums in Singapur und obwohl ich ja repetitive Phrasen aus meinem eigenen Broterwerb leidvoll kenne, war ich trotzdem spontan neidisch und dachte: Boah, das würde ich auch gern mal zu jedem Gast sagen, der das Haus betritt, in dem ich mich als Kartenkontrolleuse verdingt habe. Das hätte ich nie über, glaube ich.

Mein Besuch in dem großartigen Museum zu „Visions of Death and the Afterlife“ hatte neben touristischer Vergnügungssucht auch Recherchegründe: Tobias Reckermann hat – zum letzten Mal, wie er hartnäckig behauptet, ich hoffe aber inständig, dass er seine Meinung noch ändern wird – zu einem Anthologieprojekt für seinen White/Nighttrain aufgerufen. „Hellbound“ lautet das Thema.




Also nichts wie hinein zu den zehn Gerichtshöfe der Hölle, in dem anhand von Dioramen der bürokratischen Seite des Nachlebens gehuldigt wird. Welche Strafe auf welches Vergehen steht wird äußerst plastisch dargestellt, die zuständigen Gerichtshöfe folgen einem strikten Zeitplan.


Sieben Tage nach dem Ableben ihres ehemaligen Besitzers landet die arme Seele vor König Qinguang und dem ersten Gerichtshof. Hier entscheidet sich, ob es (nur für virtuos souls!) über die Goldene Brücke geht, oder ob im Falle irdischer Sünden der Weg zu den weiteren Gerichtshöfen beschritten werden muss. Man ahnt vermutlich, wie die Sache hier ausgeht.


Am Spieß geröstet zu werden, ist übrigens eine der leichteren Bestrafungen. Zweiter Gerichtshof, 14 Tage nach dem Tod, Vergehen: Körperverletzung, Betrug, Raub, Korruption, Diebstahl, Glücksspiel, Prostitution.

21 Tage nach dem Ableben, dritter Gerichtshof, König Songdi, Vergehen: Undank, mangelnder Respekt gegenüber Älteren, Flucht aus dem Gefängnis, Drogensucht, Grabräubertum, Strafe: Aufschlitzen des Brustkorbs und Entnahme des Herzens.



Ein Jahr nach dem Tod hält hier König Dushi das neunte Gericht. Vergehen: z.B. Mord, Strafe: Kopf und Arme werden abgetrennt.


Bewacht wird der Eingang des Tunnels von zwei überlebensgroßen Figuren mit menschlichen Körpern, auf denen einmal ein Ochsenkopf und einmal ein Pferdegesicht sitzen. Diese beiden Kreaturen haben es mir besonders angetan und sind Bestandteil der Geschichte, an der ich gerade schreibe. „Rosemary’s Scabies“ lautet der Arbeitstitel. Seit längerer Zeit macht mir das Arbeiten richtig Spaß, vermutlich vor allem deshalb, weil es mir diesmal endlich wieder vergleichsweise leicht von der Hand geht.





Das Hell’s Museum befindet sich übrigens auf dem Gelände der Haw Par Villa, einem weitläufigen Gelände, auf dem es die unglaublichsten, extrem verrückten und skurrilen Figuren und Dioramen zu bestaunen gibt. Es seiner Einzigartigkeit gerecht werdend beschreiben zu wollen, bedürfte größeren erzählerischen Talents als meinem. Ihr müsst also selbst mal hin, wenn ihr in der Nähe seid. Das müsst ihr mir versprechen! Abgemacht?

Nicht mal die Mitarbeiterin des Museums konnte weiterhelfen, worum es sich hierbei handelt. Und genau das macht den Zauber von vielen Dioramen auf dem Gelände der Haw Par Villa aus. Die Kaninchen sind vermutlich die Bösen und die Ratten verfügen über ein gutes Sanitäswesen. Was es bedeutet? Entscheidet selbst.

So, ich schreibe jetzt mal weiter an meiner Rosemary – habe seit Tagen einen Ohrwurm von Hubert Kah, Tanz bitte tanze tanze tanze mit mir, Rosemarie, duhu nur du, gern geschehen, den teile ich gern mit euch – und wenn es so weit ist und der White/Nighttrain sein (hoffentlich nicht!!!) letztes Druckerzeugnis herausbringt, sage ich natürlich Bescheid.

Dienstag, 9. August 2022

Zwei Todesengel ...

... im Urlaub. Stadt, Land, Strand.


Im Gegensatz zu mir ist "Der Todesengel" in diesem Sommer ein bisschen rumgekommen. Der August beschert mir gleich zwei Rezensionen. Stadtluft und Sommerfrische. Wow. Das freut mich natürlich sehr.


 Foto von Lennox Lethe

Lennox Lethe ist Autor und bloggt über Bücher. Zum Glück.

Mehr von Lennox? https://lennoxlethe.de/

Und in Südfrankreich am Strand hat sich Bücherbums-Blogger Matthias Heße des Todesengels angenommen. Guckt mal:


Direkt zur Rezension? Hier!